Der Champion der Tiere

Er hat es geschafft, Johannes B. Kerner sprachlos zu machen: Der Student Thomas Kreidemeier wurde am 18. August Quiz-Champion der gleichnamigen Sendung im ZDF – und verkündete dem Moderator: „Ich möchte das Geld gerne spenden.“ 100.000 Euro hat er gewonnen. 80 Prozent davon gingen an die Tierschutz- und Tierrechtsorganisation Albert Schweitzer Stiftung. Die restlichen 20 Prozent bekamen die Mitkandidaten.

Ein Mann mit Humor und großem Herzen
Er ist 23 Jahre jung, hat einen Abitur-Schnitt von 1,0. Aber Thomas Kreidemeier beeindruckt nicht nur durch diese Zahlen, vielmehr noch mit seinen Taten. Geboren in Regensburg, wuchs der Politikwissenschafts- und Jurastudent im niederbayerischen Bad Abbach auf. Als Satire- und Comedy-Autor bringt er bissigen Humor unters Volk, macht Podcasts und Radiosendungen. Für welche Projekte er sich leidenschaftlich einsetzt und warum dem Veganer der Tierschutz so am Herzen liegt, hat er unserer Autorin Manuela Drossard-Peter bei einer Führung im Tierheim München erzählt.

Wofür setzt sich die bedachte Albert Schweitzer Stiftung ein?
Für den Schutz und die Rechte der Tiere, vor allem sogenannter Nutztiere. 800 Millionen Tiere werden jedes Jahr geschlachtet. Die kann man gar nicht gut halten – die Flächen sind hier gar nicht vorhanden. Bei den Schweinen stehen nicht mal zehn Prozent auf der Weide, bei Geflügel genauso. Die Stiftung zeigt Alternativen auf: pflanzenbasierte Ernährung und so weiter – das Ganze auf freundliche und positive Art.

Wann ist Dir klar geworden, dass Du Dich dem Tierschutz widmen willst?
Wir hatten in der Familie immer Haustiere, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen. Irgendwann habe ich mich gefragt: „Die Katze auf dem Schoß und das Schwein auf dem Teller – passt das zusammen?“ Die Tiere sind sich super ähnlich, beide intelligent, sehr sozial. Meine ältere Schwester war schon Vegetarierin, dann bin ich nachgezogen, 2020 vegan geworden. Dass ich politisch aktiv geworden bin, war ein Prozess gewesen – weil man immer mehr die Missstände sieht.

Du hast als Student nicht viel Einkommen. Warum hast Du gespendet?
Ich hatte bei der ersten Show schon im April in den Anmeldebogen reingeschrieben, dass ich das Geld spenden würde. Es spenden doch sehr wenige Menschen relevante Anteile ihres Vermögens. Es gibt immer einen Grund nicht zu spenden: Erst einmal was zur Seite legen, eine eigene Wohnung oder ein Haus kaufen, um keine Miete mehr zu bezahlen. Dann will man vielleicht eine kleine Segelyacht, selbst der drittreichste Mensch der Welt denkt: Ich kann nichts spenden, ich muss ja mein Vermögen vermehren um der reichste Mensch zu werden, um bei Forbes ganz oben zu stehen. Und der Reichste kann auch nicht spenden, denn er muss ja seinen Status halten.

Ist es besser, monatlich einen festen Betrag zu spenden, als ein- oder zweimal im Jahr?
Ja, dann haben die Organisationen einen festen Stock an Einkommen, mit dem sie planen können. Wenn jeder Zweite nur einen kleinen Teil monatlich spenden würde, wäre viel geholfen.

Wie erlebst Du die aktuelle Situation in Tierheimen?
Die Heime sind seit Jahren überlastet, weil Menschen nicht überlegen, wenn sie sich ein Haustier anschaffen. Es muss immer das „Supertier“ vom Züchter sein. Bei Freigängerkatzen wäre eine Kastrationspflicht wichtig, da müsste die Landesregierung die Initiative ergreifen.

Worüber sollte sich jeder im Klaren sein, bevor er sich einen tierischen Mitbewohner anschafft?
Es gibt für mich keinen Grund ein Tier vom Züchter zu holen. Wir haben es heute gesehen, hier sind viele junge süße Tiere, die nur darauf warten ein gutes Zuhause zu bekommen. Wichtig ist, auch über die Lebensdauer des Tieres nachzudenken. Dass zum Beispiel ein Hund 20 Jahre alt werden kann. Wohne ich in Miete oder habe ich selbst ein Haus? Am besten eine Pro- und Contra-Liste machen.

Hast Du selbst Haustiere?
Bei meinen Eltern ein Isländer-Pferd und zwei Katzen, aber bei meinen 20 qm in München geht es nicht, ein Tier tiergerecht zu halten.

Wo siehst Du Probleme im Tierschutz?
Vielen Haustieren geht es schlecht, da sie zu wenig Raum haben. Trotzdem werden die meisten sehr lieb behandelt. Hier wird über Qualzucht gesprochen, wenn der Mops nicht richtig atmen kann. Wirklich krass ist gerade, was in der Lebensmittelproduktion passiert: Die Milchkühe, die 50 Liter pro Tag Milch geben müssen, sind alle chronisch krank, leiden jeden Tag ihres Lebens. Legehennen, die mehrere Eier pro Tag geben sollen. Masttiere, die Fleisch ansetzen sollen, tun das auch mittlerweile in Dimensionen, die schlimm sind. Das ist jetzt schon teilweise nicht legal, aber es wird nicht geändert. Ein tierhaltender Betrieb wird alle 48 Jahre kontrolliert in Bayern.

Wenn Tiere eine Stimme hätten – was würden Sie uns sagen?
Nur ein Wort: Hilfe!

Wie engagierst Du Dich abgesehen von Spenden?
Ich bin momentan bei den Grünen und habe dort mehrere Ämter. Ich bin Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz und Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft, in München Sprecher eines Ortsverbands. Ehrenamtlich berate ich Geflüchtete in Rechtsfragen, helfe auch bei der Tafel. Es ist mir wichtig, dass man Menschen nicht gegen Tiere ausspielt oder umgekehrt. Ich habe nach der Sendung auch Zuschriften erhalten: „Warum hast Du nicht für Kinder gespendet?“ Ich möchte gar nicht in Abrede stellen, dass das auch superwichtig ist – aber als ob man das jetzt irgendwie priorisieren könnte. Ich sehe einfach sehr viele Missstände auf der Welt; sehe, es geht sehr vielen Menschen und Tieren nicht gut und möchte an allen Stellen helfen. Die Tierrechte sind mein absolutes Herzensthema, aber auch in anderen Bereichen passiert viel.

Thomas, ich bedanke mich für das nette Gespräch. Frau Berchtold danke ich für die Führungen im Tierheim München und die vielen Informationen. Und Dank vorab an alle Leser, die vielleicht einen kleinen Teil des Weihnachtsbudgets für einen guten Zweck spenden.

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Das Interview führte Manuela Drossard-Peter

Tieren Gutes tun
Seit über 180 Jahren setzt sich der Tierschutzverein München e.V. für das Wohl von Tieren in München und Umgebung ein. Ob Hund, Katze oder Kaninchen – alle werden liebevoll versorgt und in gute Hände vermittelt. Mit einer Spende können Sie dazu beitragen, dass das auch in Zukunft so bleibt.

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