Anton Weissenbacher

Ein Wirt mit Herz & Humor

Seit 30 Jahren steht Anton Weissenbachers „Dicker Mann“ für österreichische Gastlichkeit

„Wo sind die letzten 30 Jahre geblieben?“, fragt sich Anton Weissenbacher, als wir bei Kaffee und Tee in seiner urigen Gaststube sitzen. Drei Jahrzehnte führt er jetzt das Gasthaus „Dicker Mann“ in der Regensburger Krebsgasse und heißt Gäste im „Hotel zum Blauen Krebs“ willkommen. Der Salzburger Wirt und Hotelier ist längst eine Institution, die sich aus dem Herzen der Weltkulturerbestadt nicht mehr wegdenken lässt. Er arbeitet noch immer – wie schon sein ganzes Leben lang – 70 Stunden die Woche, beschäftigt 47 Angestellte und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Eine Frühstücksplauderei mit einem der bekanntesten Wirte Regensburgs.

Du bist 67…
Aber das sieht man bei mir nicht (lacht). Mein Vater ist fast 100 geworden bei bester Gesundheit. Und ja, ich bin jung geblieben.

Was fehlt Dir im Winter an Österreich am meisten?
Das Skifahren! Ich bin früher sehr viel Ski gefahren und das fehlt mir natürlich schon. Ich gehe halt im Winter jetzt Eislaufen. Natürliche vermisse ich meine Geschwister, die Berge, das ist normal. Aber Regensburg mit dem Bayerischen Wald ist eine gute Alternative. Und Bayern ist überhaupt ähnlich wie Österreich, es müsste eigentlich zu Österreich gehören.

Wie kommt es, dass Du jetzt zu Bayern gehörst?
Ich bin ja von Salzburg nach Kitzbühel gekommen, hab in der „Tenne“ eine Lehre angefangen, die zum Bayerischen Hof gehörte. Falk (Anm. d. Red.: Falk Volkhardt, ehem. Chef des Bayerischen Hofs) hat mich nach München mitgenommen. So bin ich nach Deutschland gekommen. Ich habe neun Jahre parallel bei Feinkost Käfer gearbeitet, der Michael (Käfer) ist ja auch ein Jugendfreund von mir. In Regensburg habe ich oft einen Freund besucht und bin hier einfach hängen geblieben. Vor über 30 Jahren habe ich das Haus hier entdeckt, es wiederbelebt, zum Leben erweckt. Ich wollte kein Sternehaus, sondern etwas Mittelschichtiges, ich bin ein Mann des Volkes. Mit dem Dicken Mann ist mir das gelungen. Vorn ein bissel wirtshausmäßig, die Nebenräume vornehmer, vor dem Haus wie bei einem Wiener Heurigen, der Innenhof ein mediterraner Hofgarten.


Das Jubiläum hast Du mit Deinen Gästen drei Tage lang gefeiert: einen Tag für jedes Jahrzehnt. Und man konnte sogar mit D-Mark zahlen wie früher.

Ja, ich habe zum Jubiläum die Speisekarte von damals nachdrucken lassen, mit den DM-Preisen. Unten habe ich dann reindrucken lassen: Wer die DM nicht passend dabeihat, muss in Euro zahlen. Aber es hat niemand in DM gezahlt.

Wie hat sich die Speisekarte in den 30 Jahren verändert?
Es gibt noch fast alles, was damals auf der Karte stand, wir haben sie im Wesentlichen erweitert. Nur die Maultaschen und den Millirahmstrudel gibt es nicht mehr – aber die sind beim Jubiläum so gut angekommen, dass wir sie wieder auf die Karte nehmen werden.

Wenn Du privat Weihnachten feierst, was darf bei Dir auf der Festtagstafel nicht fehlen?
Wir essen immer Weihnachtsfondue, da kann man den ganzen Weihnachtsabend schön hinessen. Aber das ist nicht traditionell. In meiner Kindheit hat meine Mutter immer Rohrnudeln mit Sauerkraut gekocht, das war so Tradition in Österreich.

Und im Dicken Mann gibt es dann auch Fondue?
Nein, zur Weihnachtszeit gibt es traditionell unsere Gans- und Entengerichte, die lieben die Leute. Auch die Mehlspeisen gehen sehr gut, wie die Salzburger Nockerl und Kaiserschmarrn. Wir machen alles selber und frisch, bei uns gibt’s nix Fertiges. Auch die Deko passt: Wenn Du eintrittst, findest Du Weihnachten. Es gibt im Eingangsbereich einen großen Christbaum und eine österreichische Krippe. Die ist auch Teil des Regensburger Krippengangs. Innen hängen Kugeln, überall stehen Weihnachtssterne.

Man sagt, Weihnachten ist eine stade Zeit: Aber wie ist es in der Gastronomie?
Still ist es vielleicht zuhause, privat. Aber Weihnachten ist Stress für uns. Wir haben auch Heiligabend bis 15 Uhr geöffnet. Mittags ist alles voll. Da treffen sich die Familien, die abends auseinander gehen. Am ersten Weihnachtsfeiertag ist bei uns geschlossen, und der Neujahrstag ist zu. Das sind die einzigen Tage im Jahr, wo wir geschlossen haben – außer für unsere Hotelgäste. Für die bin ich da und mache Frühstück.

Wie hält man so ein Arbeitspensum das ganze Jahr durch?
Ich liebe die Natur. Meine Eltern sind mit uns sechs Kindern immer Bergwandern gegangen. Auf den Almen hat‘s dann immer Butterbrot gegeben und eine Milch. Jetzt wandere ich gern‘ zum Kloster Weltenburg oder fahre mit dem Mountainbike nach Abensberg zur Brauerei Kuchlbauer. Und als großer Fan des Nepal-Tempels in Wiesent halte ich es mit dem Buddhismus: Wenn man das eine Leben beendet, geht man mit guter Laune ins nächste.

Zum Abschied gibt es eine Umarmung. Auch das ist österreichische Herzlichkeit.

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Das Interview führte Ulrike Kühne

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