Gekonntes Gekleckse

Der Erdinger Martin Widl geht in der Kunst seinen eigenen Weg

Grossformatig, informell, experimentell und prozessorientiert – so beschreibt Martin Widl seine Kunst. Wer nur die Worte hört, mag im ersten Moment große Fragezeichen im Kopf haben. Was soll man sich darunter vorstellen? Setzt man sich aber mit den Bildern und ihrer Entstehung auseinander, wird die Bedeutung der Worte klar.

Experimente im großen Format

Martin Widl gestaltet große, massive Leinwände – oder sogar Holzbretter –, auf die er seine Farben aufbringt. Dazu kommen (Rost-)Installationen aus Metall. Informell bedeutet, dass die Werke keine Formen, Figuren oder Landschaften zeigen. Wer die Fraueninsel in Aquarell auf Leinwand gebannt sucht, ist bei ihm definitiv falsch. Dafür experimentiert der Erdinger mit Farben, Pigmenten, Spachtel, Rost, Metallspänen, Erde, Sand, Holz, Bitumen, Schellack, Wasser, Terpentin und vielem anderen, was sich in Schichten auf eine Leinwand aufbringen lassen könnte.

Gerade großflächige Arbeiten bieten eine gewisse Freiheit in den Empfindungen Martin Widls. Er arbeitet auch viel mit der bloßen Hand. Für ihn entsteht dadurch eine starke Implementierung in den laufenden Arbeitsprozess und damit eine enge Bindung an das Werk. Inspiration erfährt er dabei durch Musik verschiedener Stilrichtungen.

Daher auch „prozessorientiert“: Martin Widls Bilder brauchen Zeit. Sie entstehen nicht mal eben so in einem Arbeitsschritt, sondern aus vielen übereinander gelagerten Schichten, die sich dann auch entsprechend verändern. Jedes Mal ein anderes Material, eine andere Farbe oder auch eine andere Technik. Was passiert wohl, wenn man Pinselreiniger draufschüttet? Wirkt die Farbe anders, wenn sie mit dem Besen aufgetragen wird? Eisenspäne und Rost könnten einen coolen Effekt erzeugen. Den Spachtel noch dicker – mal sehen, welche Risse beim Trocknen entstehen. Geht ein Versuch daneben, überstreicht Widl alles und legt nochmal von vorne los. So gleicht kein Bild dem anderen. Jedes ist absolut einzigartig. Und man darf sie anfassen. Das soll man sogar: „Kunst muss man auch haptisch erleben“, sagt er.

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von Dr. Marina Jung

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