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Die Morphose von Holz

Matthias Kronseder fertigt komplexe Holzskulpturen

Wo in der Natur lässt sich der Jahrmillionen alte Kreislauf des Lebens besser nachvollziehen als bei den Bäumen. Sie wachsen, prägen das Klima, bieten und erhalten Lebensraum für alle Lebewesen auf der Erde. Selbst nach ihrem Tod werden sämtliche Teile bis hin zu kleinsten Molekülen wiederverwendet. Dabei ist das Holz von Ästen, Stamm und Wurzeln unglaublich vielfältig. Die seltsamen Formen, Farben, Größen, Muster und Strukturen scheinen in ihrer Mannigfaltigkeit keine Grenzen zu kennen.

Ein Künstler mit “Dr.” in Physik
Bildhauer Matthias Kronseder nennt sich selbst “Holzkopf”. Er hat den Werkstoff Holz für sich entdeckt, macht seine Schönheit sichtbar. Dabei ist der gelernte Mechatroniker alles andere als ein Holzkopf. Nach der Ausbildung hat er Physik studiert, anschließend promoviert und arbeitet heute als Mitarbeiter an der Universität Regensburg.

Von Lampen zu Kunstobjekten
Die Begeisterung für die Verarbeitung von Holz begann bei Matthias Kronseder ganz klassisch: mit der Herstellung von Lampen, Möbeln und kleineren Kunstobjekten. Erst seit 2018 verfolgt er seinen eigenen künstlerischen Ansatz, nämlich die für viele Menschen oft unsichtbaren, beziehungsweise nicht bewusst wahrgenommenen, Strukturen, Formen und Farben verschiedener Hölzer auszuarbeiten.
Wie oben beschrieben befindet sich jeder Baum in einem stetigen Wandel im Kreislauf des Lebens, der als kleines Pflänzchen beginnt, der ständigen Anpassung an die Umgebung und dem Klima unterworfen ist und schließlich mit dem Tod und Zerfall endet. Durch das Herausarbeiten und Konservieren von Farbe und Struktur des Holzes, etwa von Jahresringen oder Splintholzschichten, macht Matthias Kronseder den Transformationsprozess eines Baumes für den Betrachter sichtbar. Er nennt dies “Holzmorphose”.

Kunstwerke mit doppeltem Sinn
Während des Schaffensprozesses verändert Matthias Kronseder das Aussehen der Holzstücke mitunter stark und setzt sie in einen völlig neuen Kontext. In Verbindung mit Epoxidharz bilden zum Beispiel Holzteilchen den Phasenübergang von flüssig zu fest nach oder zeigen sich als endloses, nicht orientierbares Möbiusband. Im Fall der Möbiusbänder kann man den Flächen aus Holzteilchen und changierenden Metallpigmenten kein Oben, Unten, Innen oder Außen zuweisen, da es nur eine Seite und eine Kante gibt. Das Zerschneiden eines Möbiusbandes entlang der Skulptur ergäbe unterschiedlich viele und komplexe Möbiusbänder je nach Abstand zum Rand. Der “Trefoil-Knot” stellt dabei den Rand eines mittig geschnittenen Möbiusbandes dar.
Einzigartige Tafeln, geschnitten aus dem ganzen Stamm werden zu beleuchteten Wandskulpturen, ihre Maserung zu Gravitationswellen, wie sie bei der Verschmelzung schwerer Himmelskörper entstehen. Die äußerste Holzschicht eines Apfelbaumastes symbolisiert als Doppelhelix die Genschere, mit der der Mensch mittlerweile seine Macht über Pflanzen und Lebewesen ausweitet.

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