Schimmer statt Glitzer
Natur und Details sind die Markenzeichen von Sandra Schwarz
Zwei Freundinnen verlassen mit Adventskränzen den Christkindlmarkt in Oberpiebing. Der eine ist schlicht, Moos mit dicken Kerzen und Gräsern quer durch die Mitte, beim anderen bilden vier Kerzen eine Allianz auf Moos gegen eine üppige Komposition von Zapfen, Tannen, Eukalyptus, Heidelbeerkraut, schwarzen Kordeln und etwas Golddraht. Eine Jutekordel und eine Mikro- Lichterkette winden sich rundherum. In der Mitte liegt ein kleines Geweih. Eine erzählt strahlend: „Ist der nicht eine Schau? Der schönste von allen!“ – „Nein, das ist meiner!“ Beide schauen sich überrascht an, dass ihr Geschmack sich hier unterscheidet. Schnell sind sie sich wieder einig: „Das finde ich sonst nirgendwo!“
Dieser Satz beschreibt gut das Motto von Kunsthandwerkerin Sandra Schwarz aus Salching. Sie sagt: „Die Menschen suchen das Besondere und ich liebe Asymmetrie.“ Dabei wirken ihre Werkstücke, Kränze und Gestecke absolut harmonisch und filigran detailliert.
Die Arrangements aus Naturmaterialien ziehen die Menschen auf den Kunst- und Weihnachtsmärkten an, laden zum Betrachten ein. Auf den ersten Blick unaufdringlich und ruhig, offenbaren sich nach und nach liebevolle Details. Sei es zartes Heidekraut, das für Volumen sorgt, ohne aufzufallen. Sei es der Duft von Wacholder oder ein Schimmer auf Hortensien – Sprühlack macht aus den Herbstschönheiten einen Weihnachtstrend.
Während die 51-Jährige in ihrem Showroom sorgsam Moospolster kugelig formt und steckt, erklärt sie: „Ich arbeite in Schichten, auf die Basis kommt Fülle – mal fein, mal üppig, mal einseitig. Dann folgen Schwerpunkte wie Zapfen – drei auffällige, vier kleinere – und dann Details.“ Rustikale Jute, die Farbe Schwarz, Hauswurzen – der überraschende Twist bereitet Sandra Schwarz am meisten Freude. „Diese Vielfalt innerhalb eines Stückes macht den Zauber aus“, sagt sie und lacht.
Den Händen der lockigen Brünette sieht man die Vorweihnachtszeit an. Stunden in der Werkstatt haben die Haut angeraut, Reste von Nadeln und Moos sich tief unter kurze Nägel gegraben. Die Natur hat es ihr angetan. Sie erntet Blütenstände im Garten und kennt Stellen, wo (nicht geschütztes) Moos gut nachwächst. Nachhaltigkeit und Kreativität sind ihr wichtig. „Meine Deko ist selten rein weihnachtlich, eher winterlich.“ Die Kunden können teils mit wenigen Handgriffen selbst Draht, Tannen und Sterne entfernen, einen Loop als jahreszeitliche Deko oder sogar das ganze Jahr nutzen. Dazu regt Schwarz gezielt an, gibt Tipps an dem gekauften Werkstück selbst kreativ zu werden. Oder einen Mooskranz mehrere Jahre zu verwenden. Sie fordert auf: „Schafft eine ruhige Basis, kombiniert, werdet kreativ und folgt eurem Gefühl.“
Zur Person
Kunsthandwerkerin Sandra Schwarz hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Mit zwei Kindern, der Arbeit auf dem Bauernhof der Familie und der Passion für ihren Gemüse- und Ziergarten wagte die Medizinische Fachangestellte den Schritt in die Selbständigkeit. Nach Jahren auf Märkten richtete sie 2011 einen Showroom zuhause in Salching ein: „Strukturiertes & Geschriebenes“. Ihr Wissen verfeinert sie gezielt in Kursen. Schwarz bietet Floristik, Kalligraphie und Papeterie, Strukturbilder sowie Rat zu Deko und Einrichtung an.
www.strukturbilder-schwarz.de
Schritt für Schritt zum winterlichen Tür-/Wandschmuck:
Mit Draht befestigt Sandra Schwarz Moos flächig auf einem Strohkranz, arbeitet auf der Rückseite einen Aufhänger aus. Sie steckt rundum dickes Polstermoos mit Krampen fest und setzt seitlich einen Schwerpunkt mit drei weiß gewachsten Kiefernzapfen. Ein schlankes Bündel von Wacholder, Eukalyptus, Mönchspfeffer und Federgras schafft Spannung. Schlicht und effektvoll.