Das Dackel-Mekka
Interview mit Seppi Küblbeck über das weltweit einzige Dackelmuseum in Regensburg
Sie heißen Waldi, Bello und Gustl. Aber auch Sir Cambridge, Hemingway und Monsignore Pedro. Dackel – Vertreter einer edlen Rasse, die nicht immer ganz einfach zu halten sind. Ihren ganz eigenen Kopf haben sie, ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein legen sie an den Tag, sind dickköpfig. Alles Eigenschaften, die Seppi Küblbeck und Oliver Storz kennen – sie sind selbst stolze Besitzer dreier Dackel. Und mit dem Dackelmuseum hat das Ehepaar vor fünf Jahren eine Institution geschaffen, die Weltruhm erlangte. Wau! Pardon, wow! Wir haben Seppi zum Interview getroffen, der uns sofort das „Du“ angeboten hat, während seine bessere Hälfte aufgrund des Besucheransturms die Gäste in Empfang nahm.
Du und Oliver – Ihr seid bekannt wie ein bunter Hund. Weltweit.
Josef Küblbeck: Stimmt. Und das sag‘ ich, ohne überheblich klingen zu wollen. Aber wir haben bereits Interviews für die Washington Post gegeben, die DPA berichtete, Reuters ebenfalls. Zeitungsberichte erschienen in Namibia, in den USA und Asien.
Und durch den Umzug von Passau nach Regensburg ist der Boom noch größer geworden?
Definitiv. Und wir sind auch stolz darauf, den Umzug in so kurzer Zeit geschafft zu haben. Am Ostermontag 2023 waren die Räumlichkeiten in Regensburg noch leer – und zwölf Tage später feierten wir die
Eröffnung.
Und zwar in Regensburg, wo Ihr auf Expansionskurs gegangen seid.
Wir haben uns größentechnisch mehr als verdoppelt. In Passau hatte unser Dackelmuseum 80 Quadratmeter, hier in Regensburg sind es 200! Auch haben wir jetzt mehr Platz für Ausstellungsstücke. Bisher 2.500, jetzt seht Ihr hier gut 5.000 Exponate, verteilt in 23 Vitrinen. Alle Schaukästen sind echte Handarbeit, von Schreinern gefertigt.
Kannst Du Dich noch an das erste Dackel-Exponat erinnern, das Ihr Euch angeschafft habt?
Den ersten Dackel vergisst man nie. Oliver und ich waren für eine Auftragsarbeit in Bad Griesbach, als ich abends im Scheinwerferlicht einen weißen Dackel im Schaufenster eines Antiquitätenladens sah. Ich konnte über Umwege den Besitzer herausfinden, und dass der Dackel 1920 „geboren“ wurde, 60 Euro kosten sollte und bereits zum Kauf reserviert war.
Das ärgerte mich, weil ich seit Kindheitstagen mit Dackeln zu tun hatte und dieses Exemplar unbedingt haben wollte. Aber: keine Chance. Tage vergingen. Bis der Valentinstag vor der Tür stand – und mit ihm der weiße Dackel, den mir Oliver geschenkt hatte. Und der hat natürlich den exemplarischen Namen Valentin.
Vom ersten Dackel zum Lieblingsdackel …
… den es eigentlich nicht gibt. Wir haben insgesamt 10.000 Dackel. Die Hälfte davon steht im Museum, die andere Hälfte auf unserem Dachboden. Aber erwähnenswert ist ein Aschenbecher aus der
Volkstedter-Porzellanmanufaktur – der ältesten noch produzierenden Porzellanmanufaktur Thüringens. Ein Einzelstück, zehn Kilogramm schwer, handbemalt. Das wertvollste Exponat in unserer Sammlung.
Bestimmt einer der Hingucker im Museum.
Oh ja. Wir haben aber noch andere sehenswerte Dackel in den unterschiedlichsten Kategorien, wie den „Waldi-Olympia-Dackel 1972“, den Dackel Oswald von Gustl Bayrhammer, den Dackel des Hochadels, der Jagd und den Dackel aus der Comedy-Serie „Hausmeister Krause“. Sie alle ziehen jedes Jahr fast 20.000 Besucher aus 146 Nationen zu uns.
Viele Dackel sind Spenden, nehme ich an?
Richtig, etwa drei Viertel davon. So zum Beispiel auch eine Sammlung von Brigitta von Wirth, die uns sage und schreibe 567 Dackel vererbt hatte. Es sind die wertvoll-
sten Exponate, die ich in meinem Leben je gesehen habe.
Ganz andere Frage: Wie feiern Dackel Weihnachten?
Unsere drei Dackel feiern natürlich mit uns. Und Heiligabend ist – neben ihren Geburtstagen – einer von zwei Tagen im Jahr, an denen sie ein Würstchen bekommen. Ansonsten ist Weihnachten auch omnipräsent in unserem Museum. Wir haben einen Dackel-Weihnachtsbaum, weihnachtliche Servietten, Teigabroller, Dackelmützen, Christbaumschmuck, Keksausstecher und vieles mehr.
Das Interview führte Torsten Widua.
Josef Küblbeck
„Wir haben insgesamt 10.000 Dackel. Die Hälfte davon steht im Museum, die andere Hälfte auf unserem Dachboden.“